DKOU

Jährlich veranstaltet der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin zusammen mit der Vereinigung Technische Orthopädie (VTO) und der Fortbildungsinitiative '93 einen "Tag der Technischen Orthopädie".

 

Rückblick: 11. Tag der Technischen Orthopädie beim DKOU 2023

Mit einer guten konservativen orthopädietechnischen Versorgung von Patienten mit Fußproblemen können mitunter bessere Ergebnisse erreicht werden als durch eine Operation und ein Blick in die Prothesenforschung und -versorgung in den USA lohnt sich. Darin waren sich Ärzte und Orthopädietechniker zum Tag der Technischen Orthopädie (TTO) im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) am 25. und 26. Oktober 2023 mit rund 650 Teilnehmern in Berlin einig. Auch die Versorgung mit Orthesen im Sport muss bedarfsgerecht sein, lautete ein weiteres Ergebnis des interdisziplinären Fachaustauschs, der sich darüber hinaus um die verbesserte Versorgung von amputierten Menschen durch Peerprogramme, neue Studien oder qualitätsgesicherte Hilfsmittelversorgung drehte.

 

Konservativ vor operativ?

Erstmals veranstalteten der BIV-OT, Deutsche Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk e. V. DAF Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie e. V. (GFFC) und VTO und Initiative’93 eine gemeinsame Session „Probleme am Fuß“ zum TTO. Dr. Hartmut Stinus, Senior Consultant und Oberarzt an der Universitätsmedizin Göttingen Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Orthopädische Privatpraxis Bovenden, betonte in der Session, dass bei der Therapie immer eine konservative Therapie einer Operation vorzuziehen ist. „Eventuell ist durch die orthopädieschuhtechnische Arbeit gar keine Operationen mehr nötig“, ergänzte Prof. Dr. med. oec. Bernhard Greitemann, Ärztlicher Direktor der Klinik Münsterland am RehaKlinikum Bad Rothenfelde. „Doch zum richtigen Zeitpunkt und mit der richtigen Technik sind Operationen bei Erkrankungen am Rückfuß erfolgsversprechend“, erläuterte Prof. Dr. Markus Walter, Ärztlicher Direktor des Fachzentrums für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der Schön Klinik München Harlaching.. „Besteht ein persistierender Schmerz und ein Schuhkonflikt, ist eine Operation aus meiner Sicht sinnvoll“, betonte Prof. Dr. Christina Stukenborg-Colsman, Leitung der Fuß- und Sprunggelenkschirurgie an der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Diakovere Annastift.

 

Sinnvoller Ortheseneinsatz? Ja, aber!

Die zweite Session drehte sich um das Thema „Orthesen im Sport – brauchen wir sie?“ PD Dr. Casper Grim, Klinikum Osnabrück, warnte vor Pauschalisierungen: „Wir brauchen einen differenzierten Blick. Haben wir einen Spitzensportler vor uns oder nicht? Erzielen wir einen positiven oder doch eher einen negativen Effekt?“ Dazu passte auch die Mahnung von Prof. Dr. Christoph Lutter, Sektionsleiter Sportorthopädie an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Rostock: „Wer ein Hilfsmittel verschreibt, muss es auch kontrollieren. „In der Rehabilitation sind Orthesen auf jeden Fall sinnvoll. Bei der Prävention ist das differenzierter zu betrachten“, betonte PD Dr. habil. Milena Pachowsky MHBA, Sektionsleiterin Unfallchirurgie Waldkrankenhaus Erlangen und Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Auch im Para-Sport werden Orthesen für die Rehabiliation, Prävention und in der Steigerung der Leistung gebraucht, meinte Prof. Dr. Anja Hirschmüller, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sportmedizinerin am Altius Swiss Sportmed Center in Rheinfelden.

 

Zufriedene Prothesennutzer – aber wie?

Die dritte Session des TTO rückte das Thema „Amputation – und dann?“ in den Fokus. Dr. Melissa Beirau, Oberärztin Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte und Leiterin der Amputationsambulanz, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, stellte die positiven Auswirkungen von Peers auf Patienten mit Amputation dar und die „Initiative Peers im Krankenhaus (PIK)“ vor. „Das Körper- und Schmerzerleben nach Amputation wird im Alltag oft vergessen und ist dennoch von hoher Relevanz“, betonte Univ.-Prof. und Dipl. Psych. Dr. Robin Bekrater-Bodmann, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Uniklinik RWTH Aachen. „Je mehr die Prothese als eigenes Körperteil wahrgenommen wird, desto weniger Phantomschmerzen werden berichtet.“ Es gebe eine Vielzahl von Studien zur Patientenzufriedenheit nach Extremitätenamputation, doch diese spiegeln zum Teil nicht den aktuellen medizinischen und orthopädietechnischen Stand wider oder schließen zu wenige Probanden ein, betonte PD Dr. Eva Johanna Kubosch, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätskrankenhaus Freiburg und stellte eine neue Studie zum Thema Patientenzufriedenheit ihrer Klinik vor. Die Studie enthält viele wichtige Informationen, dennoch wünsche sie sich zusätzlich Registerdaten, um die Versorgung langfristig zu verbessern. „Orthopädietechniker übernehmen oft Aufgaben von Peers, Therapeuten und Seelsorgern. Letzterer Punkt wird oft übersehen, vor allem von Kostenträgern“, erläuterte Dipl.-Orthopädietechnik-Meister Robert Helbing, Jüttner Orthopädie KG. Je besser es dem Orthopädietechniker gelingt, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, desto erfolgreicher gelingt die Versorgung.

 

Lohnender Blick in die USA:

Special Guests zum Jubiläum der Initiative ’93 Technische Orthopädie

Zum 30. Jahrestag der Gründung der Initiative '93 Technische Orthopädie reisten auch US-amerikanische Forscher und Praktiker zum Expertenaustausch nach Berlin an. Sie würdigten die interdisziplinäre Arbeit der international anerkannten Institution und gaben zugleich Einblicke in US-amerikanische Versorgungsforschungen und -standards. Zum TTO reisten an: Dr. David Boone, Harborview Medical Center, Seattle, und Susan Kapp, Department of Rehabilitation Medicine, University of Washington, Prof. Robert S. Gailey, University of Miami, und Prof. Kenton Kaufmann, Mayo Clinic, Rochester. Prof. Steven A. Gard, Northwestern University Prosthetics-Orthotics Center (NUPOC), Evanston, wurde aus den USA zugeschaltet. Die Experten stellten aktuelle Prothesen- und Orthesenforschung in Seattle vor sowie neuartige Behandlungen mithilfe digitaler Tools, die Daten in Echtzeit erheben, mögliche Risiken berechnen und Verbesserungsvorschläge machen.

 

Nachwuchstreffen zum TTO

Rund 30 junge orthopädietechnische Fachkräfte nutzten die Jugend.Akademie Technische Orthopädie (Jugend.Akademie TO) im Rahmen des TTO für die Gewinnung neuer Erkenntnisse und zum Netzwerken. Neben dem Besuch des interdisziplinären Symposiums „Amputation – und dann?“ standen geführte Rundgänge in Kleingruppen durch die Industrieausstellung durch Experten des BIV-OT auf dem Programm. Eine Besichtigung des Regierungsviertels mit dem Reichstag sowie eine Stadtfahrt und ein Besuch im medizinhistorischen Museum der Charité rundeten den Berlinbesuch der Auszubildenden ab. Die Jugend.Akademie TO ist eine Initiative des BIV-OT zur fachübergreifenden Nachwuchsförderung in der Technischen Orthopädie und dem Fachhandel. Die Initiative findet im 2024 bereits zum siebten Mal im Rahmen der OTWorld in Leipzig statt.

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